Parkinson und Autofahren:
Zwischen Selbstständigkeit und Verantwortung
Für viele Menschen bedeutet Autofahren mehr als Mobilität – es ist Ausdruck von Freiheit, Selbstständigkeit und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Doch was passiert, wenn eine Parkinson-Erkrankung die Kontrolle über Bewegungen und Reaktionen verändert? In Blog Nummer 10 beleuchten wir die rechtlichen, medizinischen und persönlichen Dimensionen rund um das Thema „Parkinson und Autofahren“ – praxisnah, verantwortungsbewusst und mutmachend.
1. Medizinische Voraussetzungen: Was ist bei Parkinson zu beachten?
Parkinson ist eine chronisch-neurologische Erkrankung, die motorische und nicht-motorische Funktionen beeinträchtigen kann. Zittern, Steifigkeit, verlangsamte Bewegungen, Müdigkeit oder Konzentrationsprobleme können das sichere Führen eines Fahrzeugs beeinträchtigen – müssen es aber nicht zwangsläufig. Entscheidend ist der individuelle Verlauf, der Zeitpunkt der Medikamenteneinnahme (z. B. Wirkungseintritt von Madopar oder Requip) und die Tagesform.
Wichtig: Parkinson ist kein automatisches Fahrverbot. Viele Betroffene fahren noch sicher – auch über Jahre hinweg.
2. Rechtlicher Rahmen: Was sagt der Gesetzgeber?
In Deutschland ist jeder Verkehrsteilnehmerin selbst dafür verantwortlich, nur in fahrtüchtigem Zustand am Straßenverkehr teilzunehmen (§ 2 StVG, § 315c StGB). Für chronische Erkrankungen wie Parkinson gilt:
• Ärztliche Aufklärungspflicht: Neurolog*innen müssen über mögliche Auswirkungen auf die Fahrtüchtigkeit informieren.
• Meldepflicht: Eine Verpflichtung, die Fahrerlaubnisbehörde proaktiv zu informieren, besteht nicht – es sei denn, die Fahruntüchtigkeit ist eindeutig.
• Begutachtung durch Amtsärzte oder den TÜV kann von der Führerscheinstelle veranlasst werden, z. B. bei Unfällen oder Hinweisen Dritter.
3. Verantwortungsvoll fahren: Selbstreflexion und Fahrverhalten
Die zentrale Frage lautet: Bin ich heute fahrtüchtig?
Einige praktische Hinweise:
• Tagesform beachten: Bei starken OFF-Phasen oder nach Medikamentenumstellung nicht fahren.
• Beifahrer mitnehmen: Bei längeren Strecken oder Unsicherheiten lieber Begleitung einplanen.
• Fahrzeiten anpassen: Nicht bei Dunkelheit, Stress oder starker Müdigkeit fahren.
• Hilfsmittel nutzen: Automatikfahrzeuge, ergonomische Sitzanpassungen, Ein- und Ausstiegshilfen können die Sicherheit erhöhen.
4. Alternative Mobilitätskonzepte – Freiheit neu gedacht
Wenn das Autofahren nicht mehr möglich ist, heißt das nicht, auf Freiheit zu verzichten. Viele Städte bieten Fahrdienste, Seniorentaxis, Rufbusse oder ehrenamtliche Fahrgemeinschaften an. E-Bikes mit Dreiradfunktion, Rollertaxis oder Mitfahrplattformen können neue Wege eröffnen. Auch digitale Unterstützung – etwa durch Mobilitäts-Apps oder Routenplaner mit barrierearmen Optionen – hilft, den Alltag aktiv zu gestalten.
5. Fazit: Autonomie und Sicherheit in Balance bringen
Das Autofahren bei Parkinson erfordert ehrliche Selbstbeobachtung, ärztliche Begleitung und ein gutes Maß an Verantwortung. Wer sich regelmäßig ärztlich beraten lässt, Fahrverhalten anpasst und offen für Alternativen ist, kann lange sicher mobil bleiben – und dabei die eigene Lebensqualität bewahren.
Tipp: Lassen Sie sich regelmäßig neurologisch beraten und sprechen Sie auch mit Angehörigen über Ihre Fahrtüchtigkeit. Sicherheit beginnt im Kopf – nicht erst am Lenkrad.
Haben Sie eigene Erfahrungen mit dem Thema?
Schreiben Sie uns oder diskutieren Sie mit anderen Betroffenen!
„Mobilität ist kein Privileg – sondern ein Bedürfnis, das individuell gestaltet werden darf.“
– Redaktion Parkinson-Management.de
Hinweis: Die Inhalte dieses Artikels ersetzen keine medizinische oder verkehrsrechtliche Beratung. Bei konkreten Fragen wenden Sie sich bitte an Ihre behandelnde Ärztin oder den Verkehrsmediziner in Ihrer Region.
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